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Die Tinte des Lebens

  • Autorenbild: Tobi null
    Tobi null
  • 1. Okt. 2022
  • 1 Min. Lesezeit

Wir wissen nicht, wie lange ein Stift hält. Klar, zwei Kilometer oder was. Aber tatsächlich wissen wir es nicht. Nicht einmal bei den transparenten oder denen mit Sichtfenster. Wir schreiben mit ihnen, meist irgendeinen Müll. Sogar kritzeln wir, besonders wenn wir einen Fehler gemacht haben. Oder aus Langeweile. Warum auch nicht. Ist die Tinte aufgebraucht, nehmen wir halt einen anderen.

Ich wünschte, das Leben wäre genau wie Stifte. Die Welt und die Möglichkeiten scheinen endlos, aber tatsächlich werden sie niemals so frei sein wie ein leeres Blatt Papier. Es ist schon voll von all den anderen. Und die Regeln sind umrissen. Manchmal, aber eher selten, bekommen wir einen neuen Absatz. Ganz für uns. Wir geben unser bestes, effizient zu sein. Nichts bereuen zu müssen. Aber wir sind nicht perfekt. Genauso schmieren alle anderen in unseren Text, wie wir ihren zerpflügen. Und selbst wenn wir dann die Vergangenheit und ihre Fehler mit einer sauberen Linie ausstreichen, so ist die Tinte doch verschwendet. Und wann können wir das schon. Eigentlich immer kritzeln wir so lange mit unserer Tinte bis unser Leben einer rissig vernarbten Steppe gleicht. Noch mehr unserer Tinte müssen wir opfern, um wieder eine Oase der Hoffnung in all der Zerstörung entstehen zu lassen. Eine neue, noch unberührte Seite gibt es nicht. Und selbst wenn müssten wir auch sie voll schreiben. Ob wir wollen oder nicht. Ohne Pause. Die Tinte des Lebens muss fließen. Und dann, wenn sie aufgebraucht ist, gibt es keine neue.

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